Gemeindekonzeption

Konzeption der Evangelischen Kirchengemeinde Viersen

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl. (Psalm 1,3)

 

Wo wir herkommen

1877-1879 wurde die Viersener Kreuzkirche mitten in der Innenstadt erbaut. Wie ein starker Baum wächst sie dem Himmel entgegen, prägt das Stadtbild und ist Anker und Ausgangspunkt für ein buntes und vielfältiges Gemeindeleben. Ihren Namen hat die neugotische Hallenkirche reformierten Ursprungs erst im Jahr 1997 mit der Anbringung des großen Holzkreuzes im Altarraum bekommen, das aus alten Dachbalken des Kirchturms gefertigt wurde.

In dieser Konzeption beschreiben wir, was uns als Gemeinde bunt macht, was uns ausmacht und bewegt, und nutzen dabei das Bild des Baumes aus Psalm 1.

 

Was uns ausmacht

Stamm unseres Handelns ist die gute Botschaft Jesu Christi, die unser Leben in den weiten Hori- zont von Gottes Liebe einbettet. Sie gibt der Gemeinschaft und dem Einzelnen Kraft, diese Bot- schaft weiterzusagen und unter den Menschen lebendig werden zu lassen.
In sicherem Boden wurzelnd, ist der Stamm unseres Gemeindebaumes in vielen Jahren und Gene- rationen zu dem festen Baum gewachsen, der nun Vielen Schatten spendet und zum Verweilen einlädt. Auf Dauer oder um für einen Moment Rast zu machen auf dem Weg des Lebens. Das bunte Blätterdach der weitverzweigten Krone tanzt im Wind des Lebens: Sanftes Säuseln, Sturm und Wind gehören dazu, wenn Menschen vom Geist Gottes getragen Gemeinschaft miteinander leben. Starke Zweige unseres Gemeindelebens erwachsen aus seelsorglichem und sozial-diakonischem Handeln. In und für unsere Stadt und Gemeinde leisten wir einen wichtigen Beitrag für junge und alte Menschen mit unseren drei Kindertagesstätten und dem Evangelischen Seniorenzentrum.

Die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien findet Niederschlag im gottesdienstlichen Angebot, das gemeinsam von Haupt- und Ehrenamtlern getragen wird. Ein zartes Pflänzchen, das wir hegen und pflegen ist darüber hinaus die gemeindliche Jugendarbeit und die Konfi-Teamer-Arbeit.

Auch in der Erwachsenen- und Seniorenarbeit sprießen neue zarte Zweige aus gewachsenen Struk- turen. Es treiben neue Knospen, die erste Früchte bringen.
Mit modernen und klassischen Elementen ist der Zweig der Kirchenmusik und Kulturarbeit zu einem tragenden Ast unseres Gemeindebaumes herangewachsen. „Kreuz und quer“ beschreibt nicht die Wuchsrichtung, sondern die breite Vielfalt unseres Angebotes im Rahmen einer generations- und genreübergreifenden Kulturkirche.

Unser Gemeindebaum ist an vielen Stellen in der Stadt sichtbar. Auch virtuell mit online-Angeboten, auf social-media-Kanälen und im Gemeindechat sind seit den Einschränkungen der Corona-Pan- demie neue Zweige gekeimt, die in Zukunft zu Ästen weiterreifen – durch junge Triebe wie die Flüchtlingshilfe, fruchttragende Zweige wie die Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Krankenhaus und dem Bündnis für Familie, sowie durch das Engagement in Runden Tischen und städtischen Gremien. Dabei bleiben wir auch auf der Suche nach anderen Orten und Begegnungsmöglichkei- ten, um lebendige Gemeinde nah bei den Menschen zu sein.

In unserem Handeln achten wir die Schöpfung und werden nach und nach klimagerechter. Schritt für Schritt gehen wir den Weg zum Siegel des „Grünen Hahns“.
Die Quelle, aus der wir leben, speist auch um uns herum andere Gemeindepflanzungen in ihrem Handeln und Gemeindeleben. Besonders eng verbunden fühlen wir uns dabei mit den evangeli- schen Gemeinden der Region in Süchteln und Dülken. Uns verbinden gemeinsame geschichtliche Wurzeln, ein gutes Miteinander und eine gemeinsame Vision für die Zukunft unserer Region: Zu- sammen evangelisch für Viersen. Dieses Miteinander und das gemeinsame Weiterdenken auf dem Weg in die Zukunft sind durch Beschlüsse der drei Presbyterien getragen. Sie spiegeln sich im alltäglichen Gemeindeleben und in besonderen Gottesdiensten an interessanten Orten wider.

Auch die einzelnen Arbeitsbereiche der Gemeinden ergänzen sich in ihrer Verschiedenheit und unterstüt- zen sich in gemeinsamen Handlungsbereichen, wie beispielsweise durch gemeinsame Konzerte und Konfi-Projekte. Mit der katholischen Pfarrgemeinde St. Remigius verbindet uns eine lange öku- menische Weggemeinschaft, die auf engagierten ehrenamtlichen Schultern mitgetragen wird: Schulpastoral, monatliche ökumenische Marktandachten, Marktcafés und gemeinsame Gedenk- gottesdienste gehören zum festen Bestandteil unseres Gemeindelebens.

 

Wo wir hin wollen

Kirche in Gesellschaft verändert sich. Das merken wir nach den pandemiebedingten Einschränkungen mehr denn je. Wir nutzen die Chance, mehr nach draußen zu gehen und auf die Menschen zuzugehen. Wir träumen von einer niederschwelligen, barrierefreien Gemeinde vor Ort und im Netz, die die Menschen im Blick hat und den Kontakt hält. Gemeinde lebt davon, dass Menschen sich in ihrer Vielfalt und Buntheit einbringen – so wie Gott sie geschaffen hat. Dass Gaben gefördert und Schwächen miteinander getragen werden. Dafür wünschen wir uns ein Leben rund um den Turm, das genau diese Vielfalt der Menschen in Viersen widerspiegelt, achtet und wertschätzt. Mit offenen Formaten wie der Plauderbank und dem Café am Turm, sprechen wir andere Menschen an, als die, die sich sonntagsmorgens oder in unseren Gesprächskreisen zu Hause fühlen. Projektarbeit löst an einigen Stellen feste Gruppen ab, während gleichzeitig die Verbindlichkeit, sich kurzfristig ehren- amtlich zu engagieren und zu binden, zunimmt. Regelmäßige Chorarbeit steht neben großen Work- shops mit Eventcharakter. Wir wünschen uns eine Gemeinde, die beides kann: Verbindlichkeit und Niederschwelligkeit. Deren Baumkrone Platz genug bietet, um darunter Schatten zu finden, hinaufzuklettern und Ausschau zu halten und ein Baumhaus zu bauen.

Packen wir es an und lassen uns dabei von Gottes gutem Geist beflügeln!